Skating-Techniken

Autor: Dipl.-Sportwissenschaftler Bob Noritsch

Die Skatingtechniken im Rollski-Sport haben ihre Wurzeln im Skilanglauf. Hier führte Anfang der 1980er Jahre der Finne Pauli Siitonen den Halbschlittschuhschritt ein, die nach ihm genannte Siitonen-Technik. Bei dieser einseitigen Ausstelltechnik als eine der Ur-Skatingtechniken bleibt ein Ski in der Spur und vom anderen ausgescherten Ski erfolgt der vortriebswirksame Beinabstoß. Gleichzeitig wird dieser Beinabstoß mit einem Doppelstockschub unterstützt.

Dies war der Beginn vom Skilanglauf in Spur über den Halbschlittschuhschritt bis hin zu den Skatingtechniken auf gewalzter Strecke. Schnell entwickelten sich aus der Siitonen-Technik die heute bekannten Skatingtechniken. 1982 gewann erstmals Bill Koch, ein Amerikaner, mit den neuen Skatingtechniken den Gesamtweltcup im Skilanglauf. Die dominante Stellung der Skatingtechniken gegenüber den klassischen Techniken gipfelte 1985 zur Nordischen Skiweltmeisterschaft im österreichischen Seefeld. Hier wurden alle Medaillen in den Schlittschuhschritttechniken bzw. Skatingtechniken gewonnen.

Dies führte dazu, dass seit 1985 Wettkämpfe im Skilanglauf in klassischen Stil und in freien Stil ausgetragen werden. Jene Spezialisierung der Techniken in zwei Stile, den klassischen Stil und freien Stil führte auch zu Änderungen im Training. Zwei Stile mit ihren jeweiligen Techniken mussten fortan bei der Trainingsplanung berücksichtigt werden. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Planung des Sommertrainings und folglich auch auf die Entwicklung von Sportgeräten, speziell den Rollski. Die Skatingtechniken fanden ihren Weg in den Rollski-Sport aufgrund der Entwicklung im Skilanglauf. Die Etablierung der Skatingtechniken im Rollski-Sport geschah nahezu simultan zur Entwicklung im Skilanglauf und wies selbige Geschwindigkeit in ihrem Verlauf auf.

Ein positiver Transfereffekt der Skatingtechniken vom Ski hin zum Rollski ist eindeutig und findet seine Begründung in der fast identischen Bewegungsstruktur der Techniken auf beiden Sportgeräten. Der Bewegungsablauf lässt sich einteilen in Beinabstoßphase, Gleitphase, Schwungphase Bein, Armabstoßphase und Schwungphase Arm.

Auf jene Bewegungsphasen wird demnächst näher im Blog eingegangen und die einzelnen Skatingtechniken im Skilanglauf und Rollski-Sport werden vorgestellt. In einer kleinen wöchentlichen Reihe werden die Bewegungstechniken „Skating 1-2 mit aktivem Armschwung“, „Skating 1-2 mit Führarm“, „Skating 1-1“ und „Diagonalskating“ näher präsentiert. Zunächst wird ein kurzer Überblick zur Anwendung der einzelnen Skatingtechniken im Skilanglauf und Rollski-Sport als ein kleiner Vorgeschmack kommender wissenschaftlicher Beiträge im Blog gegeben:

Skating 1-2 mit aktivem Armschwung

Wie die Bezeichnung „Skating 1-2“ schon andeutet erfolgt auf jeden zweiten Beinabstoß der Rollski ein Stockschub. Diese Technik der Skatingtechniken wird auch der „Pendler“ genannt (oder Pendelschritt), bedingt durch seine pendelartige (Arm-)Bewegung. Eine weitere Bezeichnung dieser Technik lautet Skating 1-2 symmetrisch und findet seine Begründung in den symmetrischen Einstich der Rollski-Stöcke. Die Technik Skating 1-2 mit aktivem Armschwung findet ihre Anwendung vorwiegend in der Ebene und wird nur von Weltklasse Athleten in mittelstarken ansteigenden Gelände gefahren. Sie zählt mit ihrer langen Gleitphase zu den schnellsten Skatingtechniken in der Ebene.

Skating 1-2 mit Führarm

Hier erfolgt auf jeden zweiten Beinabstoß auf dem Rollski ein Stockschub, wobei ein Arm als Führarm fungiert. Diese Technik wird auch als Skating 1-2 asymmetrisch bezeichnet. Grund für diese Bezeichnung ist der asymmetrische Stockeinstich. Der Einsatzbereich dieser Technik ist hauptsächlich der Anstieg am Berg. Jedoch wird diese Technik auch gerne in der Ebene gefahren.

Skating 1-1
Bei der Technik Skating 1-1 erfolgt auf jeden Beinabstoß ein Stockschub. Dies macht diese Technik der Skatingtechniken zu einer der dynamischsten und vortriebswirksamsten Bewegungsabläufe. Jedoch ist die physische Beanspruchung dementsprechend hoch

Bekannt ist das Skating 1-1 auch unter den Namen Eintakter, welches auf den Takt  ein Schritt gleich ein Stockschub hindeutet. Ursprünglich wurde der Eintakter als Technik mit langen Gleitphasen in der Ebene angewandt. Durch die enorme Entwicklung der Skatingtechniken im Skilanglauf bzw. Rollski-Sports (vor allem in den Sprintdisziplinen) macht diese Technik auch für kurze Anstiege attraktiv. Die Weltspitze fährt den Eintakter als Teil der Skatingtechniken mit verkürzter Gleitphase und höherer Frequenz an kurzen bis mittellangen  mäßigen Anstiegen.

Diagonalskating

Wie der Name es schon andeutet ist unter der Diagonalskatingtechnik ein geskateter Diagonalschritt zu verstehen. Die Beinarbeit erfolgt wie bei den anderen Skatingtechniken im Schlittschuhschritt, wobei der Armabstoß diagonal erfolgt. Dies ermöglicht kurze Erholungsphasen für die Rumpf- und Armmuskulatur. Dies ist ein Grund, dass diese Technik hauptsächlich in sehr steilem Gelände gefahren wird bzw. unter starker Ermüdung der Muskulatur.

Verfolgen Sie unsere ausführlichen Technikerklärungen aller Skatingtechniken in den nächsten Wochen, verfasst für Anfänger, Profis – kurz für jedermann.

Material

Für eine perfekte Ausführung der einzelnen Skatingtechniken spielt das Material eine entscheidende Rolle. Für Skating sollten generell größere Stöcke (als in der klassischen Technik) verwendet werden. Gründe dafür sind u. a. die höhere Geschwindigkeit, der zeitlich gleichzeitige Einsatz der Stöcke und im Wesentlichen eine höhere Startposition des Oberkörpers im Beginn des Bewegungsablaufes der verschiedenen Skatingtechniken.

Neben den Stöcken sind vor allem Skatingschuhe unabdingbar. Diese stabilisieren den Knöchel und schonen Sehnen und Bänder des Fußgelenkes bei seitlichen Kräften in der Abdruckphase der Skatingtechniken. Zudem unterstützen Skatingschuhe das Bergabfahren durch ein besseres und direkteres Handling der Ski und Rollski.

Das Wichtigste für eine optimale Durchführung der Skatingtechniken stellt aber das Sportgerät an sich dar – nämlich der Ski oder Rollski. Dieser muss zwangsläufig für die Skatingtechniken ausgelegt sein. Mit Kombimodellen sind in den Skatingtechniken immer nur halbe Resultate erreichbar. Grund dafür ist Bspw. im Rollski-Bereich, dass der Rollski für die Skatingtechniken meist kürzer ist und die Räder seitlich abgeflacht sind. So lässt dich dieser (im Vergleich zum Klassik-Rollski) seitlich anstellen und ein schräger Abdruck kann erfolgen. Klassik-Rollski sind von ihrer Konstruktion her genau auf das Gegenteil (stabilisieren statt ankippen) ausgelegt.

Bei Ski sind Klassik- und Skating-Ski schon vom Aufbau her anders gefertigt. Von außen gleich zielt der Skating-Ski auf einen gleichmäßigen Abdruck hin. Ein Klassik-Ski hingegen ist im Abdruck für den Kontakt zwischen Steig(wachs)zone und Schnee ausgelegt. Infolge eines dynamischen Abdruckes in den Skatingtechniken wird der Skating-Ski auch durchgehend mit Gleitwachs und ohne Steigwachs präpariert.

Abschließend können alle Interessierten schon mal auf den Skating-Geschmack auf Rollski kommen:

Mehr Informationen zum Rollski-Sport und zu Produkten unter nordicx.com.

Literatur:

Hottenrott, K. & Urban, V. (2004). Das große Buch vom Skilanglauf. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.

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